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Sonntag, 16. Februar 2003, 1:00 Uhr

Sonntagsspaziergang zum Abschiebeknast Glasmoor

Die Beruhigungspillen rollen wieder . . .

Info Archiv | Einzelne Gefangene berichteten dabei erneut vom Wirken des Hamburger Psychiaters Prof. Dr. Wolfgang Pinski, der schon mehrfach für seine Gutachten in die Kritik geraten war. In diesen mutmaßlichen Gefälligkeitsgutachten attestiert er, wie von der Behörde gewünscht, regelmäßig die Reisefähigkeit von Gefangenen, um dadurch Abschiebungen zu ermöglichen. Ansonsten zeichnet sich Pinskis medizinische Tätigkeit durch die Vergabe von - den Gefangenen unbekannten und offenbar der Ruhigstellung dienenden - Pillen aus. So berichtete ein Abschiebehäftling während der jüngsten Kundgebung von "zwei Pillen", die er bekommen habe, nachder er sich "den Hals aufgeschnitten" hätte. Ein weiterer Gefangener unterstrich die verzweifelte Situation innerhalb des Containerknastes mit der Forderung nach Benzin - um sich selbst anzuzünden. Mehrere Häftlinge berichteten indes, dass sie trotz ihrer in der BRD lebenden Kinder demnächst abgeschoben werden sollen. Unter ihnen: der togolesische Staatsbürger Ebraim Kounde (Name geändert), den die Hamburger Behörden in Kürze nach Ghana abschieben wollen - in ein Land, dessen Sprache er nicht spricht und zu dem er keine Beziehung hat. Hintergrund dieser Aktion sind offenbar zwischenstaatliche Abkommen, die Ghana für die Aufnahme der "fremden" Flüchtlinge reichlich entlohnt.

Am Rande der Kundgebung machten sich mehrere gefangene Kurden lautstark mit Parolen bemerkbar, in welchen sie auf die Situation in Kurdistan hinwiesen und die Freiheit Abdullah Öcalans forderten.

Bleibt zu hoffen, dass sich demnächst einmal wieder mehr Menschen an Protesten gegen den Abschiebeknast Glasmoor im besonderen und die Migrationspolitik der BRD im allgemeinen engagieren - den nur so lässt sich etwas ändern und der dafür notwendige Druck aufbauen.

Die Sonntagsspaziergänge zum Abschiebeknast Glasmoor finden jeden dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr statt, Treffpunkt Ecke Glasmoorstraße/Am Glasmoor (Foto: Demonstration vom 23. Februar 2002).

Veröffentlicht in Flucht und Migration