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Montag, 10. März 2003, 1:00 Uhr

Schützen fordern: Mehr Waffen für Jugendliche !

Kreisvorsitzender Büll: Gesetze wie in der "braunen Zeit"

Olaf Harning | Büll ist Vorsitzender des Kreisschützenverbandes Segeberg und nimmt es anscheinend mit der Geschichte nicht allzu genau. Damit liegt er bei seinesgleichen durchaus im Trend, gehört zu den von ihm verwalteten Vereinen neben Gliederungen in Kaltenkirchen, Trappenkamp, Sülfeld und Bad Bramstedt doch auch die "Schützengilde Beckersberg", die ihre Aktivitäten noch heute auf dem ehemaligen "Kraft durch Freude" - Gelände am Beckersberg austrägt. Dieses Areal hatten die Nazis in den dreißiger Jahren errichtet und neben Vorrichtungen zu körperlicher Ertüchtigung auch das Preisen des Waffengangs in Stein gehauen: "Es wirkt das Blut als heilge Saat, aus Gräbern wächst die Kraft zur Tat" ist noch dieser Tage auf einem Findling der Anlage zu lesen. Doch auch der Schützenverein Kaltenkirchen pflegt die Traditionen, wenn auch eher aus Ignoranz denn aus politischer Überzeugung. Nachdem den Schützen ihr Treiben 1945 aus gutem Grund untersagt worden war und die Schießstände des Vereins in Trümmern lagen, dauerte es bis 1969, bis wieder Leben in die örtliche Schützenszene kam: 1969 gründete man den Kaltenkirchener Schützenverein neu und feierte am 11. Oktober selbigen Jahres das erste Schützenfest in einschlägiger Lokalität: Hüttmann´s Gasthof. Diese Örtlichkeit war schon in früherer Zeit zu zweifelhaftem Ruhm gelangt, als sich hier (siehe Foto) in den dreißiger Jahren die örtlichen Stahlhelm- und NSDAP-Gruppen organisierten und ihre Feste feierten.
Obwohl inzwischen (fast) alle Schützenvereine im 21. Jahrhundert angekommen sind und sich mehr oder weniger deutlich vom deutschen Faschismus distanzieren, scheint andererseits die Zeit zwischen 1933 und 1945 bei den Schießfreunden auch nicht wirklich Eindruck hinterlassen zu haben. Und so hat es sich Heinz Büll - wie er sagt - dann auch nicht träumen lassen, dass es einmal zu einer derartigen Diskriminierung der Schützen kommen könnte, einer "Bevormundung" fast wie in der "braunen Zeit" eben.
Tatsächlich hatte die Bundesregierung nach dem Amoklauf eines Schülers in einem Erfurter Gymnasium vor allem die gesetzlichen Hürden für Jugendliche erhöht, an scharfe Waffen zu gelangen. Unter anderem hob man das Mindestalter für Sportschützen von 18 auf 21 Jahre an. Wer unter 25 ist, muß zudem einen medizinisch-psychologischen Test absolvieren, bevor er oder sie eine Waffe erwerben kann. Doch was wohl den meisten Menschen relativ logisch erscheint, ist für Büll "völlig unakzeptabel". Seiner Ansicht treffe man "die Falschen", denn schließlich seien die Schützen gesetzestreu, verriet er der "Norderstedter Zeitung".

Veröffentlicht in Faschismus/Antifaschismus mit den Schlagworten Norderstedt