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Sonntag, 18. Mai 2003, 2:00 Uhr

"Es gibt keine Kurden, Euch gibt es gar nicht !"

Abschiebeknast Glasmoor: Erniedrigungen und Hungerstreiks

Info Archiv | In mehreren Sprachen solidarisierten sich die Angehörigen der Glasmoorgruppe, des Hamburger Flüchtlingsrats und Norderstedter Initiativen zunächst mit den Gefangenen und berichteten ihnen von laufenden Protestaktionen in der Hansestadt. Doch schnell ergriffen auch einige der Häftlinge das Wort: "Sie sagen: ´Ihr seid keine Menschen, Ihr seid Tiere.´"
Mehrere Gefangene sind unter anderem wegen solcher Erniedrigungen in den Hungerstreik getreten, einige verweigerten die Nahrungsaufnahme über eine Woche. Nicht zum ersten Mal berichteten sie dabei, dass es für die Hungerstreikenden fast keine medizinische Hilfe gibt: "Der Doktor fühlt den Puls, sonst nichts." Ein türkischer Gefangener, der nicht selber am Fenster des Containerknastes erschien, habe etwa vier Wochen beinahe nichts zu sich genommen. Als er jetzt wieder angefangen habe zu essen, konnte er nichts "bei sich behalten". Mitgefangene berichteten, dass sich der Mann in dramatischer Verfassung befinde. Eine medizinische Begleitung seines Protestes konnten die Häftlinge auch hier nicht beobachten.
"Das Schlimmste", riefen sie den DemonstrantInnen in kurdischer und deutscher Sprache zu, "sind die Männer von der Ausländerbehörde." Anscheinend kommen sie an jedem Mittwoch gegen 9 Uhr in die Zellen, um asylrechtliche Befragungen durchzuführen. Dabei scheint es regelmäßig zu schlimmsten Beleidigungen zu kommen. Ein Gefangener zitiert die "freundlichen Beamten" mit den Worten: "Ihr seid Tiere, Ihr seid Terroristen", und: "Es gibt keine Kurden, Euch gibt es gar nicht, auf keiner Karte steht etwas von Kurden". Der Gefangene weiter: "Sie wissen genau, dass sie uns damit treffen können. Sie wollen uns erniedrigen."
Daher kam der Appell einer Angehörigen nicht überraschend, als sie den Schließern durch das Megaphon zurief: "Behandelt sie endlich wie Menschen, sie sind Menschen, genauso wie Ihr !" Anschließend übernahmen ihre Kinder den Lautsprecher und grüßten den Vater: "Halte durch, wir hoffen, dass Du bald wieder aus dem Gefängnis kommst !"

Veröffentlicht in Flucht und Migration mit den Schlagworten Norderstedt