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Montag, 9. März 2015, 18:21 Uhr

Wirbel um die "rote Dora"

PolitikerInnen der Hamburger LINKEN am Wahltag 15. Februar

Da war die Welt noch in Ordnung: Dora Heyenn am Wahlabend im Kreise ihrer Parteifreunde (Foto: DIE LINKE).

Infoarchiv Norderstedt | Sie können es also doch noch, die Linken: Kaum hatte Dora Heyenn ihrer Partei das beste Ergebnis bei Bürgerschaftswahlen ever beschert, wurde sie von ihrer eigenen Fraktion kaltgestellt. Ganz nach dem Motto: Fehlt der äußere Feind, zerlegt man sich eben selber ...

Portrait Dora Heyenn

Dora Heyenn (Foto: Frank Schwichtenberg).

Bereits seit längerem hatten Fraktionsmitglieder die Installation einer Doppelspitze gefordert. Zu dominant sei die "rote Dora" aufgetreten, habe innerparteilich eher gespalten, als zu einen. Die akzeptierte schließlich zähneknirschend und - wurde nicht gewählt. Stattdessen sollen nun Cansu Özdemir und Sabine Boeddinghaus DIE LINKE in der Bürgerschaft repräsentieren - eine wohl auch für die InitiatorInnen der Doppelspitze überraschende Wendung: "Bei der Wahl kam es leider zu einem unerwarteten Ergebnis", kommentierte Özdemir. "Ich kann auch sagen: Das ist gründlich danebengegangen."

Sehr gründlich, um genau zu sein: Trotz ausdrücklicher Unterstützung ihrer Partei um deren Vorsitzenden Rainer Benecke und Versuchen, sie zu einem weiteren Wahlgang zu überreden, kehrte Heyenn der Fraktion kurzerhand den Rücken, agiert nun als fraktionslose Linke in der Bürgerschaft. "Erst versucht man, mir einen Denkzettel zu verpassen, und dann soll ich überredet werden weiterzumachen", kritisiert sie das Vorgehen ihrer GenossInnen. "Das ist einer zu viel, ich bin nicht Heide Simonis." Die hatte 2005 das Ringen um das Amt der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin erst nach dem vierten Wahlgang aufgegeben und schließlich schwer angeschlagen ihrem Kontrahenten Peter Harry Carstensen Platz gemacht.

Die Wahlkreis-KandidatInnen der LINKEN in Hamburg-Nord.

Die Wahlkreis-KandidatInnen der LINKEN in Hamburg Nord. Rachid Messaoudi (Mitte) und Birgit Akbas (li.) haben den Offenen Brief an Dora Heyenn unterschrieben (Foto: Infoarchiv).

Während die InitiatorInnen ihres Sturzes nun damit beschäftigt sind, die Scherben des Abstimmungs-Desasters zusammenzukehren, formieren sich die UnterstützerInnen Heyenns, sammeln Unterschriften für einen Offenen Brief an sie, der die Vorgänge als "Intrige" und "Machtpolitik" wertet. "Die Kampfansage an den gesellschaftlichen Egoismus und an die betongraue Scholz-Politik hat vielen Menschen in der Stadt Hoffnung auf ein besseres Leben gemacht und vieles in Bewegung gebracht", heißt es darin. "Dafür stehst Du persönlich." Gemeinsam wolle man sich dafür einsetzen, endet das Schreiben, "dass (...) Du bald wieder Deinen Platz als Fraktionsvorsitzende der Hamburger Linksfraktion einnehmen kannst."

Auch der Ohlsdorfer Bezirksabgeordnete Rachid Messaoudi und Birgit Akbas, Sprecherin der LINKEN-Stadtteilgruppe Langenhorn, haben den Brief unterzeichnet, kritisieren damit das Vorgehen ihrer Bürgerschaftsfraktion. "Der Knackpunkt ist: Warum wurde die Doppelspitze jetzt aus dem Hut gezaubert?", fragt sich Akbas, "warum wurde der Wunsch nach einem Machtwechsel nicht vorher, vor allem mit Dora selbst, kommuniziert? Warum so plötzlich?" Insgesamt aber seien die Meinungen geteilt. "Einige sagen, dass die Doppelspitze ganz klar war", so Akbas, "weil Dora schon auf dem Wahlparteitag nur mäßige Zustimmung erhielt."