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Freitag, 3. April 2015, 13:09 Uhr

Schwund am Ochsenzoll

Infoarchiv Norderstedt | Der Vorgang ist banal, hat aber Symbolkraft: Auf Drängen des ADFC musste die Norderstedter Stadtverwaltung am Knoten Ochsenzoll Verkehrsschilder abbauen, die zwei Zebrastreifen als gemischten Geh- und Radweg auswiesen. Damit ist jetzt auch offiziell klar: Es gibt am Kreisel keinerlei Fahrrad-Querung.

Zebrastreifen am Kreisel Ochsenzoll, hier noch mit dem Geh-/Radwegschild

Benutzungspflichtiger Geh- und Radweg - so war der Zebrastreifen am Kreisel Ochsenzoll bis vor wenigen Tagen ausgeschildert (Foto: Infoarchiv Norderstedt).

Die beiden Schilder, Amtsbezeichnung "VZ 240", waren schon kurz nach Fertigstellung des Kreisels im Herbst 2013 installiert worden, legten seitdem nahe, dass die Zebrastreifen auch für Radfahrer gedacht sind. Das Problem: ein Zebrastreifen ist rechtlich betrachtet eben kein Radweg, sondern ausschließlich Fußgängern gewidmet. Nutzt man ihn dennoch per Rad, hat man zumindest keine Vorfahrt gegenüber dem motorisierten Verkehr, darf ihn nach anderen Einschätzungen überhaupt nicht befahren. Der Fahrrad-Club protestierte, die Verwaltung ignorierte und so sollten die Schilder bis zu einem Ortstermin stehen bleiben, den der Landesverband des ADFC vergangene Woche anberaumte.

Das Ergebnis: Nur Tage nach dem Zusammentreffen von Stadt, Landesbetrieb Verkehr, Polizei und ADFC sind beide Schilder verschwunden, die Verkehrsführung aber nach wie vor unübersichtlich. Streng genommen müssen Radfahrer den Kreisel jetzt auf der Fahrbahn queren, weil es schlicht keine Radwege gibt. Eventuell dürfen sie auch die Zebrastreifen nutzen, müssen dort aber zumindest die Vorfahrt der Autofahrer achten oder andernfalls schieben. Da sich die real existierenden Radler weder auf die Fahrbahn trauen, noch die Vorfahrtsregel auf Zebrastreifen kennen, bleibt alles beim alten - bis es mal knallt.

hamburgize.com

 

"Pannenkreisverkehr: Norderstedt zieht Gehwegbenutzungspflicht zurück", titelt auch die Hamburger Radverkehrs-Seite hamburgize.com zur neuesten Entwicklung am Knoten Ochsenzoll - und berichtet wie immer recht drastisch und reich bebildert.

 

Ende Januar hatte Norderstedt für den Verkehrsknoten bereits den bundesweiten Negativ-Preis "Pannenflicken" erhalten - für die Nichtbeachtung der Belange des Radverkehrs. Vom Kreisel abgesehen macht die Stadt aber offenbar Fortschritte: Beim bundesweiten Fahrradklimatest schnitt Norderstedt deutlich besser ab als zuvor, landete bei den Städten vergleichbarer Größe auf einem guten achten Platz.

"Immerhin", so ADFC-Sprecher Rolf Jungbluth, "ist jetzt auch offiziell klar: Es gibt im Kreisverkehr keinerlei Radverkehrsanlage. Radfahrer sind hier lediglich als Fußgänger gedacht worden." Er fordert die Verwaltung erneut auf, den Kreisel fahrradtauglich umzugestalten. Hoffnung auf Betriebsamkeit besteht aber kaum: Bereits mehrfach hatte Baudezernent Thomas Bosse öffentlich erklärt, dass sich am Kreisel nichts mehr ändern werde, erst recht nicht in Nord-Süd-Richtung, wo es unmittelbar am Kreisel gar keine Querungsmöglichkeiten gibt. Nur eine Ampel 150 Meter östlich und eine Tunnel-Fahrstuhl-Lösung im Westen des Verkehrsknotens ermöglicht hier ein Weiterkommen, wobei letztere regelmäßig ausfällt: Auch kurz nach dem Ortstermin war der dort installierte Aufzug wieder tagelang defekt. VerkehrsteilnehmerInnen, die von der Schleswig-Holstein-Straße aus die Unterführung nutzten, mussten ihr Rad entweder die steile Betontreppe hochtragen, oder umkehren. Verkehrsführung, die begeistert.

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