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Montag, 12. September 2011, 21:50 Uhr

Trotz Verwicklung in Menschenhandel, Prostitution und Geldwäsche: Rockerbanden können expandieren

"Bandidos" gründen "Prospect Chapter"

Infoarchiv Norderstedt | Droht dem Kreis Segeberg eine Zunahme der Rocker-Kriminalität? Danach sieht es zumindest aus, wenn man den Ermittlungen des Landeskriminalamtes traut. Vor wenigen Wochen soll sich in Bad Sebeberg ein sogenanntes "Prospect Chapter", eine Untergliederung der Rocker-Gruppe "Bandidos" gegründet haben, Treffpunkt ist demnach die Diskothek Antikschuppen.

Die Ermittler alarmiert das, weil der Kreis Segeberg bislang vor allem Spielwiese der verfeindeten Rockerbande "Hells Angels" war, die erst kürzlich einen Club in Norderstedt eröffnet hat. Da sich beide Gruppen laut LKA unter anderem mit Drogenhandel, Menschenhandel und Prostitution "beschäftigen" und zur Zeit expandieren, befürchten die Ermittlungsbehörden für die nächsten Monate gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Banden. Laut LKA haben die Bandidos kürzlich erstmals "Präsenz" in der Kreisstadt gezeigt und sich in größerer Zahl in der Stadtmitte versammelt. Nach Informationen der Norderstedter Zeitung wurden wenig später auch Hells Angels in Bad Segeberg gesichtet.

Beiden Gruppen gemein ist, dass sie sich nach außen als harmlose Rockerclubs präsentieren, nach Erfahrungen der Strafverfolgungsbehörden ein reines Tarnmanöver: "Die geben nur vor, Rocker zu sein", sagte kürzlich LKA-Sprecher Stefan Jung gegenüber den Lübecker Nachrichten, "hier geht es um knallharte Rotlicht-Kriminalität wie Drogen, Prositution oder Geldwäsche". Gestützt wird diese Einschätzung unter anderem durch ein Interview, das ein Hells Angels-Aussteiger im Juli dem Hamburger Abendblatt gab. Darin berichtete er ausführlich über die Drogengeschäfte der "Höllenengel" - und über den "Umgang" der Bandenmitglieder mit Frauen: Die nämlich würden in den Bordellen am Hamburger Straßenstrich Süderstraße "eingeritten", um ihren Willen für ihre Zukunft als Prostituierte zu brechen. Denn als solche verheißen sie für die Hells Angels jede Menge Gewinn: "Nach einem halben Jahr haben wir sie dann nach München gebracht. Wenn Oktoberfest ist oder bei den Messen da geht richtig was ab. Je mehr Frauen du aufgestellt hast, desto mehr Gewinn. So einfach ist das".

Vorerst aber verfügt der Kreis Segeberg über nichts weiter als zwei Rockerclubs. Das Hells Angels-Chapter NorthEnd betreibt schon lange ein Clubhaus an der Fischwehrstraße in Alveslohe, wo regelmäßig feuchtfröhlich gefeiert wird - mal mit Striptease, mal mit "Oben ohne Bedienung". Von dort aus expandierten die "Engel" jetzt nach Norderstedt und eröffneten ihre Bar an der Ecke Ulzburger Straße/Qickborner Straße. Die Bandidos hingegen erscheinen mit der Gründung ihres Chapters Northgate in Bad Segeberg erstmals im Kreis und bemühen sich derzeit um neue Mitglieder. Ob sie das tatsächlich vom Antikschuppen aus tun, ist allerdings umstritten: Gegenüber den Lübecker Nachrichten jedenfalls bestritten die Disko-BetreiberInnen Sabine und Jan-Erik Luther dass sie "Kuttenträger" dulden. Rockerparties habe es im Antikschuppen nicht gegeben und das werde auch in Zukunft so bleiben.