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Samstag, 20. Februar 2010, 1:00 Uhr

Kampf um jeden Schüler

Regionalschule Falkenberg: Zähes Ringen mit der Realität

Olaf Harning | Schon der jetzige fünfte Jahrgang wird mit gerade einmal 19 SchülerInnen durch die Einrichtung gezogen, bis zum Stichtag am 2. April müsste Schulleiter Gerhard Lühr aber 45 Anmeldungen für den nächsten Jahrgang aus dem Hut zaubern, um den ministeriellen Segen für seine Schule zu erhalten - mindestens. Denn selbst dann hätte er lediglich das absolute Minimum erreicht, ohne aber nachweisen zu können, dass die Regionalschule Falkenberg auch mittelfristig - bei Abgang der kinderreicheren Jahrgänge - bestehen kann. Und so wirkt der aktuelle Aufschrei des Rektors in der Norderstedter Zeitung auch einigermaßen bizarr: Während Verwaltung und Kommunalpolitik bereits Abwicklung und Umbau seiner Schule betreiben, Architekten durch das Gebäude laufen und Lühr schon seit Monaten als kommender Leiter der Regionalschule Garstedt gehandelt wird, geht der engagierte Hauptschul-Rektor noch einmal groß in die Offensive, gibt den einsamen Kämpfer für eine ungewollte Schulform. "Alle Lehrer im Kollegium" seien bereit, sagt er trotzig, "die Mehrbelastung der ganztätigen Regionalschule auf sich zu nehmen".

Die einzige "gebundene Ganztagsschule", also eine verlässlich bis 15 Uhr lehrende Schule, wollte Lühr am Falkenberg einrichten und sieht hinter der betriebenen Abwicklung des Projekts auch das "An-den-Rand-Drängen" von Hauptschülern. Tatsächlich ist Ziel der Schulreform allerdings das genaue Gegenteil: Durch das gemeinsamen Lernen ehemaliger Haupt-, Real- und Gymnasial-SchülerInnen will insbesondere die neue Gemeinschaftsschule der vermeintlichen "Randständigkeit" von HauptschülerInnen entgegentreten. Und genau so eine Gemeinschaftsschule soll nun die Falkenberg-Schule örtlich ersezten. Weil nämlich die benachbarte Gemeinschaftsschule Harksheide aus allen Nähten platzt und baulich in weit schlechterem Zustand ist, wird hinter den Kulissen seit Wochen der Umzug in die jetzige Hauptschule geplant, während die mit der jetzigen Realschule Garstedt fusionieren soll - am Standort Garstedt. Genau das hatten übrigens Anfang 2009 die "linken" Parteien beschlossen und genau das war von den Konservativen Mitte 2009 mit Getöse wieder aufgehoben worden.

Während Gerhard Lühr also bis zum bitteren Ende um seine Haupt-/Regionalschule ringen möchte, haben die Realschulen in Friedrichsgabe und im Schulzentrum Nord ihre Kämpfe bereits verloren. Beide Schulen hatten sich zuletzt überraschend darum bemüht, ihre Umwandlung in eine Regional-, bzw. Gemeinschaftsschule aufzuschieben, um ... ja wohl tatsächlich um doch noch Realschule bleiben zu können. Dabei setzten die Einrichtungen offenbar auf das Volksbegehrens zum Erhalt der Realschulen, dessen Gelingen die schwarz-gelbe Landesregierung zur Bedingung gemacht hatte, um die altbackene Schulform doch noch am Leben zu erhalten. So viel bildungspolitische Bewegungslosigkeit war dann aber auch Christdemokraten und Liberalen in Norderstedt zu viel des Guten: Noch bevor die Initiatoren Mitte Februar das Scheitern des Volksbegehrens einräumten, wurden die Anträge der Schulen einstimmig abgelehnt.

Veröffentlicht in Bildung mit den Schlagworten Norderstedt, Schule