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Samstag, 30. April 2011, 6:37 Uhr

Garten-Show eröffnet

Ein launiger Landesvater, eine selbsternannte Botschafterin und ein Besucherstrom

Hoch erfreut: Peter Harry Carstensen eröffnet die Schau. (Foto: WS)

Hoch erfreut: Peter Harry Carstensen eröffnet die Schau. (Foto: WS)

Von Olaf Harning | Rund sieben Jahre nach dem Start der Planungen hat die Norderstedter Landesgartenschau (LGS) am 21. April ihre Tore geöffnet: Nachdem bereits am Morgen mehrere Hundert BesucherInnen die Eingänge passiert hatten, eröffneten wenig später Schleswig-holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen  (CDU), Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) und Gartenschau-Geschäftsführer Kai Jörg Evers das 72-Hektar-Gelände rund um die "Costa Kiesa" auch offiziell.

Bis zum 9. Oktober ist der Norderstedter Stadtpark nun zahlender Kundschaft vorbehalten, die für 15 Euro Eintritt (Tageskarte Erwachsene) zahlreiche Themengärten und drei unterschiedlich ausgerichtete Parks zu sehen bekommt:

  • Den Seepark, der aus den ehemals zwei durch einen Damm getrennten Baggerseen entstand und neben einem Rundweg, einer Art Promenade und Spielplätzen mit Seeblick auch ein Strandbad zu bieten hat. Der "vereinigte" See hat eine Fläche von 25 Hektar und ist damit größer, als die Binnenalster in Hamburg.
  • Den Waldpark mit teils altem, teils neu angepflanztem Baumbestand, der zuvor einige Jahrzehnte "wild" gewachsen war und für die Schau erheblich gelichtet wurde.
  •  Und den Feldpark, in dem vor allem kunstvoll und höchst unterschiedlich angelegte (Themen-)Gärten präsentiert werden.

Mehr als 600.000 BesucherInnen sollen nach den Planungen der OrganisatorInnen in den nächsten 172 Tagen die Kassen der Schau passieren, um die Investitions- und Durchführungskosten der Veranstaltung wieder einzuspielen. Andernfalls müsste im Endeffekt die Stadt Norderstedt das Minus tragen und in ihren bereits angespannten Haushalt einarbeiten. Dabei gehen Kritiker der Landesgartenschau ohnehin davon aus, dass die Stadtverwaltung neben den 12,5 Millionen Euro Bau- und Planungskosten und 8,5 Millionen für die Organisation während der Schau zahlreiche Zusatz-Kosten im regulären Haushalt "versteckt" hat. So tauchen die neuerdings überall in Norderstedt entstandenen Blumenbeete und -kästchen wohl nicht in den Gartenschau-Budgets sondern auf den Konten des Betriebshofs auf. Auch viele Zuwegungen und Parkplätze, der Kaufpreis des Potenberg-Geländes, die High-Tech-Beleuchtung entlang des Rundweges der Schau und der Bau des Spaßbades werden aus gewöhnlichen Stadtmitteln, dem Etat des ARRIBA oder auch vom Kreis Segeberg bestritten. Miro Berbig, Fraktionschef der Norderstedter LINKEN, sprach deshalb bereits im Juli 2010 von insgesamt 44 Millionen Euro, die der Spaß wirklich kostet.

Ebenfalls zufrieden: Baudezernent Thomas Bosse. (Foto: WS)

Ebenfalls zufrieden: Baudezernent Thomas Bosse. (Foto: WS)

Nichtsdestotrotz: Das Erreichen der erhofften Besucherzahlen ist zum Start der Schau am vergangenen Osterwochenende ein wenig realistischer geworden. Rund 30.000 Menschen strömten in fünf Tagen auf das Stadtpark-Gelände und setzten damit ein erstes Ausrufungszeichen. Unter großem Medienandrang hatte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) die Schau am Gründonnerstag mit mehreren Landesministern im Gepäck und im Beisein von Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU), der Segeberger Landrätin Jutta Hartwig (SPD) sowie Organisator Kai Jörg Evers vor 900 geladenen Gästen eröffnet. Unangenehm fiel Einigen dabei die Norderstedter Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann (CDU) auf, die sich als selbsternannte "Botschafterin der Landesgartenschau" allzu deftig in den Vordergrund drängte (hier das dazugehörige Video der Politikerin).

Eröffnungsshow (Foto: WS)

Eröffnungsshow (Foto: WS)

Mit dem erfolgreichen Start widerlegten die OrganisatorInnen des Events auch Gerüchte, nach denen die Arbeiten am LGS-Gelände nicht bis zum Startschuss fertiggestellt werden könnten. Noch eine Woche vor der Eröffnung lästerte etwa die Online-Version der Welt, dem Betrachter könne angesichts halb fertiger Wege und Gebäuden im annähernden Rohzustand "schon bange werden". Zwar tuckerten Flächenrüttler und Baumaschinen noch bis unmittelbar vor Öffnung der Tore über das Gelände, die Fertigstellung des Kulturwerks und der Außenanlagen strahlten aber am Ende rechtzeitig in neuem Glanz - wohl auch Dank der Ausnutzung rumänischer Niedriglöhner. Außerdem, so die Welt Mitte April weiter, bewerbe sich nach Schleswig und Norderstedt aus gutem Grund keine weitere schleswig-holsteinische Stadt um die Ausrichtung einer Landesgartenschau, eine solche Veranstaltung sei schlicht nicht attraktiv. Tatsächlich war bis dato auch keine weitere Schau ausgeschrieben, was Landeschef Carstensen jetzt nachholen will: 2015 soll eine andere Kommune im nördlichsten Bundesland die Mischung aus Blümchen-Kuns, Show-Event und Gartenbau-Messe ausrichten - wenn sich denn eine bewirbt.

Das Gartenschau-Gelände während des Schall und Rausch-Festivals 2004

Das Gartenschau-Gelände während des Schall und Rausch-Festivals 2004 (Foto: Infoarchiv)

Bis dahin dürfte sich dann auch in Norderstedt herausgestellt haben, ob die Unterhaltung des LGS-Geländes ohne neue Haushaltslöcher finanzieren lässt. Zwar hat die per "Fraktionshopping" zu Schwarz-Gelb gewechselte Ein-Stimmen-Mehrheit in der Stadtvertretung mittlerweile eine Wasserskianlage nach Ende der Schau genehmigt, mit deren Pacht-Zahlungen dürfte aber höchstens ein Teil der Kosten eingespielt werden. Spannend auch die Frage, ob und wie die NorderstedterInnen ihren "hochgetunten" Stadtpark nach der Schau annehmen und ob er weiterhin auch für alternative Events wie das Schall und Rausch-Festival nutzbar ist (hier ein Bericht vom Festival 2008, hier eine Fotogalerie von 2004). Schon seit 1992 und bis zu den Bauarbeiten zur Gartenschau trafen sich jährlich zwischen 400 und 5.000 AnhängerInnen der Festivalkultur im Stadtpark, um drei Tage lang Punk- und Hardrockbands aus Norddeutschland zu lauschen. Die selbstgezimmerten Bühnen des Festivals standen dabei in etwa zwischen dem heutigen Seebad und der "Kreissparkasse Südholstein-Bühne". Andere Ex-NutzerInnen des Geländes, die vielen "illegalen" Badegäste am alten, großen Baggersee, sind derweil "eine Costa Kiesa" weitergezogen und sorgen dort nun teilweise für Probleme: Wie die Norderstedter Zeitung am Wochenende berichtete, kommt es an der Wilstedter Kieskuhle seit einiger Zeit zu Problemen mit hohem Andrang und renitenten Jugendlichen. Die konnten sich bisher mehr oder weniger ungestört in Norderstedt austoben und teilen sich den benachbarten See nun mit alteingesessenen Badegästen. Ob sie nach der Schau Eintritt im vom ARRIBA betriebenen Seebad zahlen werden, darf getrost bezweifelt werden.

 

2 Kommentare zu diesem Artikel

24.05.2011, 18:52 Uhr JU NorderstedtKatja Rathje-Hoffmann

Landesgartenschau eröffnet - und die JU Norderstedt schämt sich für die Kreis-CDU

In den zurückliegenden Monaten hatten die fleißigen Mitarbeiter rund um Kai Jörg Evers jede Menge zu tun. Sie haben sich intensiv für das Projekt "Landesgartenschau 2011 in Norderstedt" eingesetzt, die Eröffnung war perfekt.

"Ich kann mich noch gut an die persönliche Führung durch Kai Jörg Evers an einem verregneten Nachmittag über eine Baustelle erinnern und hätte nie gedacht, dass hier einmal etwas so Schönes entstehen kann. Besonders möchten wir den wahren Machern der Landesgartenschau danken, insbesondere unserem Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der die Idee hatte und die Landesgartenschau nach Norderstedt geholt hat", so Lars Schröder, Vorsitzender der JU Norderstedt. Schröder konnte sich auch gleich am Eröffnungstag ein Bild von der Landesgartenschau machen.

Die JU Norderstedt bedankt sich natürlich auch bei allen weiteren ungenannten Helferinnen und Helfern, die sich unter anderem ehrenamtlich für den Erfolg der Norderstedter Landesgartenschau eingesetzt haben. Durch ihr persönliches Engagement ist die Ausstellung zu dem geworden, was sie ist: Ein neuer, wunderschöner Park nahe dem Herzen unserer Stadt.

Für einige Irritationen und ungläubiges Kopfschütteln innerhalb der Jungen Union Norderstedts sorgte ein unangebrachtes, handwerklich schlecht gemachtes Video, welches vom Kreisgeschäftsführer der CDU Segeberg und quasi persönlichem Referenten- und Redenschreiber der Abgeordneten Katja Rathje-Hoffmann auf der Homepage der Kreis Segeberg CDU eingestellt wurde.

"Dieses Video und der Text dazu sollen den Eindruck erwecken, die Abgeordnete aus Nahe wäre quasi so etwas wie eine "selbsternannte Botschafterin der LGS". Das ist natürlich falsch und auch peinlich für die Verantwortliche und die Union, leider auch in Norderstedt. Die Dame wurde während der Eröffnung nicht einmal erwähnt oder gar namentlich begrüßt", so der stellvertretende JU-Vorsitzende Dario Thomsen.

"Wer sich von der wirklichen Schönheit unseres zukünftigen Stadtparks überzeugen möchte, möge das Gelände selbst besuchen und sich nicht von den schlecht zusammen gestellten Aufzeichnungen und der gewöhnungsbedürftigen Musik abschrecken lassen. Bilder oder Videosequenzen können eben immer nur einen Teil zeigen. Die JU ist nicht nur stolz auf die Landesgartenschau, sondern freut sich bereits jetzt auf die kommende Wasserskianlage, welche im nächsten Jahr zusätzliche Besucher in unsere Stadt holen wird", so Patrik Prochaska, ebenfalls stellvertretender JU-Vorsitzender, abschließend.

02.05.2011, 17:30 Uhr FrankLaGa

Hallo,
ein bisschen spät seit ihr schon mit eurem Text. Trotzdem stimme ich vielem zu.
Zwei Dinge jedoch sehe ich anders:
1. Ich denke schon, dass der Park nach der Gartenschau von den Norderstedtern angenommen wird, dafür ist er viel zu gut gelungen. Dies gilt auch für den See. Ich jedenfalls zahle lieber etwas Eintritt für mich und/oder meine Kinder und weiß, dass der See
a) bewacht ist
b) Umkleiden und Toiletten vorhanden sind
c) sauber und gepflegt ist.
Was die illegalen Badegäste - wobei ich illegal nicht in Anführungszeichen setze - in der Vergangenheit dort hinterlassen haben, war schlicht und erfreifend eine Sauerei - Glasscherben und Müll an allen Ecken. Ich habe mich dort nie wohlgefühlt, aber das mag jeder anders sehen.
2. Ich denke nicht, dass Norderstedt ein Feiermöglichkeit für Jugendliche bereithalten muss, die nichts weiter im Sinn haben als saufen, Dinge zu zerstören und alles zu verdrecken, siehe Artikel in der Norderstedter Zeitung. Hier sollte man viel härter durchgreifen!

Mit letzteren meine ich ausdrücklich nicht die Veranstalter und Gäste von Schall und Rausch, die kann man ja möglicherweise intergrieren. Dafür muss man sich nur auf beiden Seiten aufeinander zu bewegen.