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Mittwoch, 11. Juli 2007, 2:00 Uhr

Freter abgesägt

Bürgermeister und CDU bereinigen Dezernenten-Ebene

Von Olaf Harning | Viele hatten es voraus gesagt, was sich am 10. Juli im Plenarsaal des Norderstedter Rathauses abspielte. Offenbar wegen der Farbe seines Parteibuchs sägte eine Mehrheit aus CDU und FDP den inhaltlich wenig umstrittenen Sozialdezernenten Harald Freter (SPD) ab. Die StadtvertreterInnen hievten neben Baudezernent Thomas Bosse und dem mit Ellerau eingekauften Torsten Thormälen stattdessen den zunächst konturlosen Münsteraner Kulturamtsleiter Klaus Ehling ins Amt.

Die Wahlen im Plenarsaal verliefen ohne jede Überraschung: Vor mehr als hundert interessierten NorderstedterInnen wurde zunächst der bisherige Ellerauer Bürgermeister Torsten Thormälen, dann der Münsteraner Kulturamtsleiter Klaus Ehling und zuletzt der amtierende Baudezernent Thomas Bosse als jeweilige Wunschkandidaten der CDU in den geheimen Abstimmungen durchgewunken. Zuvor hatte es über Monate heftige Auseinandersetzungen der Norderstedter Parteien um die - nach dem Bürgermeister - höchsten Verwaltungsposten gegeben. Während SPD und GALiN, sowie zahllose soziale Träger der Stadt insbesondere Harald Freter stützten und der CDU zeitweise sogar eine Kandidatur ihres Fraktionsvorsitzenden Rainer Schlichtkrull nachsagten, machten Bürgermeister Hans-Joachim Grote und die CDU-Fraktion von Beginn an deutlich, dass sie den Ellerauer Bürgermeister ins Rathaus fusionieren wollten und nicht unbedingt viel vom Wirken des bisherigen Sozialdezernenten halten. Dabei geriet vor allem die Inthronisierung Thormälens zum Possenspiel: Er wurde von Bürgermeister Grote - natürlich rein zufällig - unmittelbar nach dessen Entscheidung, Ellerau mit Norderstedt zu fusionieren, als neuer Norderstedter Dezernent mit eigens geschaffenem Dezernat in den Ring geworfen. Obwohl die Schleswig-Holsteinische Gemeindeordnung bei neu geschaffenen Stellen zwingend Ausschreibungen vorsieht, hatte Grote zunächst geplant, seinen Ellerauer Amskollegen per hochbürgermeisterlichem Dekret einzusetzen. Nicht von ungefähr meldete sich der 43jährige Ende November letzten Jahres in der Norderstedter Zeitung zu Wort und bekundete: "Ich habe Ellerau nicht verschachert." Wohl aber, und das streitet auch Thormälen nicht ab, gab es im Vorfeld der Fusionsentscheidung "Gespräche" mit Bürgermeister Grote. Gespräche über einen "Führungsjob im Norderstedter Rathaus". Ach so. Den also irgendwie in Zusammenhang mit der als Ellerauer Bürgermeister getroffenen Fusionsentscheidung stehenden neuen Job erhielt Thormälen nun mit 21 Stimmen aus CDU und FDP, während SPD und Grüne bei einer Enthaltung und einer ungültigen Stimme 16 Stimmen für die Konkurrenz abgaben. Auf seine Wahl folgte die Abstimmung über den künftigen Sozialdezernenten. Die mögliche Bestätigung von Dezernenten ist von der Gemeindeordnung nun allerdings nicht vorgesehen, wurde jedoch trotz hoher Kosten von den Christdemokraten durchgesetzt - vermutlich, um Harald Freter abzusägen. Und auch das gelang: Lediglich 17 StadtvertreterInnen stimmten für den bisherigen Sozialdezernenten, Klaus Ehling erhielt 21 Stimmen, ein Votum war ungültig. Kein schmeichelhaftes Ergebnis fuhr der amtierende und wieder gewählte Baudezernent Thomas Bosse ein: Er erhielt abschließend 27 Ja-Stimmen. Allerdings enthielten sich 8 StadtvertreterInnen, vier Stimmabgaben waren ungültig. Bei vielen sozialen Trägern der Stadt hat nach der Dezernenten-Wahl das große Zittern begonnen. Hatte sich Freter - trotz eigener inhaltlicher Blässe - unermüdlich für die Belange der Organisationen und Vereine im sozialen und kulturpolitischen Bereich engagiert, folgt ihm als Dezernent nun ein Kandidat von Grotes Gnaden. Was das für soziale Projekte bedeuten kann, mag an der Rolle des Baudezernenten bei der Schließung des Sozialen Zentrums gemessen werden. Wie um ein passendes Bild abzugeben, verließ dann gestern auch die neue Verwaltungsspitze angemessen den Plenarsaal: Der Bürgermeister vorneweg, hinter ihm, um majestätischen Abstand bemüht: Das gefügige Dreigestirn der Dezernenten. Die Abstimmung noch einmal zur Übersicht:

  • Torsten Tormählen: 21 Ja, 16 Nein, 1 Enthaltung, 1 ungültige Stimme
  • Harald Freter: 17 Ja, 21 "Nein" (für Klaus Ehling), 1 ungültige Stimme
  • Thomas Bosse: 27 Ja, 8 Enthaltungen, 4 Ungültige

Eine Diskussion zum Thema gibt es übrigens schon seit November 2006 im Forum Harksheide. Weitere Berichte über die Wahl und die Kandidaten erschienen bislang im Heimatspiegel, sowie hier, hier, und hier.