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Samstag, 11. August 2007, 2:00 Uhr

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Verbraucherzentralen empfehlen: Stromanbieter wechseln!

Von Olaf Harning | Ihr Ärger ist verständlich: Seit dem Jahr 2000, so der Bundesverband der Verbraucherzentralen, seien die Energiepreise in Deutschland um 50% gestiegen. Das nimmt der Dachverband jetzt zum Anlass, eine breit angelegte Kampagne für einen Anbieterwechsel der Verbraucher loszutreten. Lange Jahre hatte man sich mit derartigen Vorschlägen zurückgehalten, rief lediglich zum Energiesparen auf. Jetzt die Wende: Bei derart überhöhten Preissteigerungen - so der Verband - helfe nur noch der vom Verbraucher ausgelöste Konkurrenzdruck. Außerdem sei es für rund zwei Drittel aller Haushalte sogar möglich, mit dem Wechsel zu Öko-Strom-Anbietern Geld zu sparen. Der Aufforderung zum Wechsel haben sich mittlerweile sogar Bundesumweltminister Horst Seehofer (CSU) und der Deutsche Mieterbund angeschlossen: Auch sie fordern die VerbraucherInnen auf, beim Strom auf den Preis zu achten.
Um ihrer Aufforderung Nachdruck zu verleihen, verbreiten die Verbraucherschützer nun auch für jedes Bundesland und jede Region denjenigen Strom-Anbieter, der zur Zeit das günstigste Angebot macht. Gleichzeitig nennt der Verband auch den jeweiligen Hauptversorger und vergleicht die Kosten. Demnach ist Elektrizität in Schleswig-Holstein für die Verbraucher auf Sylt derzeit am teuersten: 909 Euro muss eine durchschnittliche Familie hier für den Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden berappen, auch die Stadtwerke Barmstedt (863 Euro), sowie ihre Kollegen in Husum und Neumünster (je 863 Euro) sind vergleichsweise teuer. In Hamburg haben die an die Vattenfall Europe Hamburg AG verkauften Elektizitäts-Werke jüngst auf 836 Euro erhöht. Am niedrigsten bieten hingegen die Stadtwerke Ahrensburg mit 778 Euro an, die Stadtwerke Norderstedt liegen mit 801 Euro ebenfalls im unteren Preisbereich der Hauptversorger.
Nun sind aber inzwischen auch Billiganbieter auf dem Markt, die mit ganz anderen Preisen agieren, um sich am Markt zu etablieren. Für Schleswig-Holstein etwa weisen die Verbraucherschutz-Zentralen das Unternehmen TelDaFax GmbH aus: Nur 700 Euro verlangt der erst 2002 durch Fusion zweier Telefonanbieter entstandene Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen von der Durchschnittsfamilie, exakt 101 Euro jährlich ließen sich also beim Wechsel Norderstedter Stadtwerke-Kunden zu TelDaFax derzeit sparen, für Langenhorner- oder FuhlsbüttlerInnen klingeln sogar 135 Euro/Jahr in der Familienkasse. Aber wie geht das, wie wechselt man den Stromanbieter? "Ganz einfach!" Sagen die Verbraucherzentralen, letztlich fallen nur vier Arbeitsschritte an:

  • Ermittlung des individuellen Jahresverbrauchs
  • Suche nach dem günstigsten Anbieter. Hilfe dafür gibt es u.a. unter www.stromtarife.de oder www.verbraucherzentrale.de
  • Wahl des (neuen) Anbieters. Achtung: Keine Vertragslaufzeiten über 2 Jahre, keine Vorkasse! Oft finden sich auch günstigere Öko-Strom-Anbieter
  • Kontaktaufnahme mit dem neuen Anbieter, der übernimmt dann auch die Abmeldung beim bisherigen Versorger

Insbesondere aufgrund der jüngsten Meldungen zu Klimaveränderungen und wegen der frechen Preiserhöhungen der milliardenschweren Energieunternehmen wechseln zur Zeit Tausende PrivatkundInnen den Stromanbieter. Alleine Vattenfall verlor trotz steigender Umsätze in kurzer Zeit bis zu 7,5% seiner Kunden. Auch die Stadtwerke Norderstedt sind zuletzt scharf für Preiserhöhungen kritisiert worden - Erhöhungen, die jedoch überwiegend den Gas-Bereich betrafen. Unter dem Druck der anstehenden Klimakatastrophe brachte der städtische Eigenbetrieb kürzlich auch seinen eigenen Öko-Strom heraus: Den McWatt Öko-Strom Plus-Tarif (das Info Archiv berichtete). Verglichen mit dem überdurchschnittlich hohem Anteil an Kernenergie beim Energie-Mix der Stadtwerke ein lobenswerter Schritt. Allerdings soll der Spaß dann auch - obgleich durch andere Tarife "subventioniert" - rund 850 Euro im Jahr kosten. Wir erinnern uns: TelDaFax bietet für 700 Euro an, für nur 40 Euro mehr verspricht das Troisdorfer Unternehmen 100% Öko-Strom. Der schnell wachsende Hamburger Öko-Strom-Anbieter Lichtblick ist nur wenig günstiger, als die Stadtwerke: Auf rund 840 Euro käme hier die genannte Durchschnittsfamilie. Allerdings bleibt fernab nackter Zahlen natürlich immer die Frage, ob man sein Geld lieber einem (billigen) Privatunternehmen mit hoher Gewinnabführung überlassen will, oder nicht doch lieber dem lokalen Anbieter, der seine rechnerischen Gewinne in den kommunalen Hauhalt einbringt.
Da das Thema derzeit viele Verbraucher bewegt, bietet die Verbraucherzentrale gleich zwei Hilfestellungen an: Einerseits wurde im Rahmen der Wechsel-Kampagne ein Flugblatt ins Netz gestellt, auf dem die wichtigsten Informationen zum Anbieterwechsel zusammengefasst sind. Darüber hinaus bieten die Verbraucherschützer am 20. August eine Vortragsveranstaltung in ihren Räumen in der Norderstedter Rathausallee an. Beginn der Veranstaltung: 18 Uhr, eine vorherige Anmeldung unter 040 - 523 84 55 ist erwünscht.

Veröffentlicht in Umwelt mit den Schlagworten Infoarchiv, Norderstedt, Schleswig-Holstein, Stadtwerke