Sympathien für Internierungslager

Schill-Ortsverband Norderstedt stellt Weichen auf Rassismus

Jetzt hat es auch Norderstedt erwischt: Ende Juli gründeten lokale Fans des rechtspopulistischen Amtsrichters Ronald Barnabas Schill einen Ableger der "Partei Rechtsstaatliche Offensive" in der Stadt und damit den ersten Ortsverband der Organisation im Kreis Segeberg. Gegenüber der "Norderstedter Zeitung" (NZ) legte ihr erster - und vermutlich auch letzter - Vorsitzender gleich mächtig los: Internierungslager für Ausländer findet Rechtsanwalt Otmar Korte (40) "sympathisch".

Er nahm kein Blatt vor den Mund, als die NZ die Inhalte des PRO-Ortsverbandes abfragte. Ganz unbefangen plauderte Korte von den Urteilen Schills, die "in Ordnung" seien und davon, dass er "in der Verwaltung aufräumen" werde. Interessant wurde es aber erst, als der Rechtsanwalt aus der Ochsenzoller Straße über die perfiden Denkmuster seines Hamburger Parteikollegen Wolfgang Barth-Völkel schwadronierte: "In Zeiten der Seuchen" sehe er "kein Problem" in der Forderung des Hamburger Schill-Politikers, kranke MigrantInnen in "Internierungslager" zu konzentrieren. Diese Äußerung sonderte Korte ab, als der Urheber der "Idee" bereits mit heftigen Rückzugsgefechten beschäftigt war und die eigenen Parteifreunde mit Anzeigen wegen "Volksverhetzung" drohten. Nach ersten Protesten in den LeserInnenbriefspalten der hiesigen Medien versuchte Korte die Wogen zu glätten und sprach davon, nicht ausländerfeindlich sondern vielmehr "inländerfreundlich" zu sein.

Kortes regionale GesinnungsgenossInnen indes blieben zunächst farbloser. Schatzmeisterin Sonja Paulisch (54) etwa habe sich für die Partei entschieden, weil die PRO das anspreche, "was die Leute hören wollen." Und der Norderstedter Polit-Clown Franz Hans Höpcker - ehemals einer der ersten Kommunalpolitiker der Bürgerpartei - will sich um die hiesige Verkehrsführung kümmern: Die Ochsenzoll-Kreuzung, eine "großräumige Umgehungsstraße" und der Autobahnanschluß Norderstedt-Mitte sind seine Attitüden.

Wie schon in Hamburg und weiteren Orts- und Landesverbänden setzt die Schill-Partei auch in Norderstedt vornehmlich auf zwei Standbeine: Rassismus und den Ruf, im Sinne des "kleinen Mannes" zu agieren. Dem gegenüber haben vor allem Korte und Höpcker aber im Alltag eher anderes im Sinn: Franz Hans Höpcker als Immobilienmakler und Otmar Korte als Unternehmensberater und Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt "Arbeitsrecht für Arbeitgeber":

"Das Arbeitsrecht in Deutschland wird von vielen Betrieben in Deutschland zu Recht als Hemmschuh gesehen. Dies hält unter anderem viele internationale Konzerne davon ab, in Deutschland zu investieren. (...) Bei geschickter legaler Ausnutzung der Möglichkeiten stehen dem Arbeitgeber viele Möglichkeiten offen, sich auch im Rahmen des geltenden Arbeitsrechtes ausreichende Bewegungsfreiheit zu verschaffen." (O-Ton der Homepage der Kanzlei Korte). Wie diese "Bewegungsfreiheit" auszusehen hat, verrät der frischgebackene Ortsverbandsvorsitzende dann nur einen "Klick" weiter: Seitenlang gibt er interessierten Arbeitgebern Tipps und Tricks an die Hand, um Probleme bei Entlassungen, Abmahnungen oder lästigen Regelungen in Arbeitsverträgen zu umgehen. Ein vermutlich von Korte höchstpersönlich initiierter "Link" zur Homepage "www.justizfehler.de" ist derweil leider noch nicht aufzurufen, dürfte aber in Richtung der üblichen Verschwörungstheorien der angeblich allerorts lenkenden "68er" gehen.

Franz Hans Höpcker indes machte sich einst in der Norderstedter Bürgerpartei vor allem als Lobbyist einen Namen. Saß er als Haus- und Grundstücksmakler im Bau- und Planungsausschuß der Stadt quasi an der Quelle, eilte ihm der Ruf vorraus, dort hauptsächlich damit beschäftigt zu sein, die eigenen - ökonomischen - Interessen zu plazieren.

Nichts desto trotz: Am 3. August gründete die PRO unter Leitung des Hamburger Bürgerschaftsmitglieds Bodo Theodor Adolphi ihren Segeberger Kreisverband. Erste Vorsitzende wurde dabei die Kaltenkirchenerin Sonja Krimm, zu ihren Stellvertretern wurden Michael Derbyshire und Gerhard Pünner gewählt. Weitere Aktivisten im Kreis sind vorerst Uwe Stolley (Schatzmeister), Rainer Kewe (Schriftführer), Sven Föge, Thomas Lüdke und Hans Engel (Beisitzer für den Landesverband).


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Last modified: Sun Sep 8 15:00:07 CEST 2002